Die griechische Insel Hydra liegt etwa 65 km südwestlich von Athen vor der peloponnesischen Ostküste und gehört zur Gruppe der Saronischen Inseln. Sie ist 18 km lang, 4 km breit und hat eine Fläche von 60 qkm. Der langgestreckte Felsklotz erreicht eine Höhe von 593 m mit der höchsten Erhebung dem Erosberg. Die meisten der ca. 2700 Einwohner leben im gleichnamigen Hauptort der Insel Hydra-Stadt.
In der Antike hieß die Insel „Hydraia“ was darauf schließen lässt, dass es damals auf der Insel reichlich Wasser gab. Geologische Veränderungen, die jahrhundertlange Abholzung der Bäume und der Klimawechsel sind wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass die Quellen versiegten, Hydra ausgetrocknet und unfruchtbar gemacht haben. Der erste Siedlungspunkt dürfte in der mykenischen Zeit ca. 1300 v. Chr. begonnen haben. Noch zu Homers Zeiten, 800 v. Chr. unterstand die Insel den Königen von Mykene. Danach verdunkelte sich die Geschichte der Insel. Im 15. und 16. Jahrhundert n. Chr. wurde die sie neu besiedelt, da die Einwohner des Peloponnes flohen, um den grausamen Verfolgungen der Osmanen zu entgehen. Es siedelten sich hauptsächlich Bewohner aus der heutigen Region Süd-Albanien an. Sie verschmolzen in kurzer Zeit mit den einheimischen Griechen zu einem Volk und wurden die kühnsten Seefahrer der Ägäis. Im 17. und 18. Jahrhundert besaßen die Hydrioten eine ahnsehnliche Flotte. Die hydriotischen Handelsschiffe die von Schiffsbauern von Hydra konstruiert und gebaut wurden waren in allen Mittelmeerhäfen bekannt. 1821 brach der griechische Unabhängigkeitskrieg gegen die Türken aus. Die Insel hatte bis dahin großen Reichtum erlangt. Fieberhaft wurden neue Kriegsschiffe gebaut, welche die Vermögen der hydriotischen Familien zusammenschrumpfen ließ. Mit 130 Kriegsschiffen wurde Hydra die wichtigste Flottenbasis in der Ägäis. Zwei drittel der Schiffe des gesamten griechischen Reiches stammten aus Hydra. Schließlich führte der hervorragende Flottenbefehlshaber Andreas Miaoulis 1822 bei Chios und in Mesologion 1825 die Entscheidungsschlachten zugunsten der Griechen herbei. Fast alle Bäume um Hydra-Stadt wurden in dieser Zeit abgeholzt und zu Schiffen verarbeitet. In den 90er Jahren brach ein schreckliches Feuer aus, welches weitere Bäume vernichtete. Deswegen ist heute der größte Teil der Insel karg. In den 50er und 60er Jahren wurde Hydra von vielen Künstlern und Filmleuten entdeckt. Filme wie „der Knabe auf dem Delfin“ mit Sophia Loren und „Das Mädchen in Schwarz“ von Michalis Kakogiannis machten Hydra weltberühmt.
HYDRA-STADT mit einzigartiger Atmosphäre
Hydra erreicht man mit Tragflügelbooten ab dem Yachthafen von Piräus mit Tragflügelbooten direkt in 1 Stunde und zwanzig Minuten. Fährverbindungen gibt es ab Piräus über die Insel Aigina, Methana, Poros mit einer Fahrtdauer von ca. 4 Stunden.
Wenn man die Insel von weitem zum ersten Mal erblickt, fühlt man vielleicht eine gewisse Enttäuschung. Die Insel wirkt kahl, wild und nackt. Dieser Eindruck ändert sich wenn man das amphitheaterartig gebaute malerische Städtchen, das rings um den Hafen gebaut ist aus der Nähe sieht. Sie wirkt mit ihren weißen, grauen und blauen Farbtönen wie ein Gemälde. Die Häuser fügen sich natürlich in die Landschaft ein. Rotgeziegelte Walmdachhäuser klettern um die hufeisenförmige Bucht bergaufwärts. Die Einfahrt in die Hafenbucht ist eine freudige Überraschung und sehr romantisch. Ganz oben auf der höchsten Bergkuppe steht ein weißes Kloster. In dem engen Hafenbecken wimmelt es von eleganten Yachten, Ausflugsbooten und Kaikies. Hydra ist nach Korfu einer der meistfrequentierten Yachthäfen Griechenlands.
Den ankommenden Reisenden bietet sich ein farbenfrohes Bild. Motorisierte Fahrzeuge sind aus dem Fußgängerparadies total verbannt denn Hydra ist ganz Autofrei. Esel und Mulis sind die einzigen Verkehrsmittel auf der Insel. In der Sonne dösend warten die Tiere an der Hafenmole auf die Touristen, die auf ihrem Rücken zur Sightseeingtour fortschaukeln. Sie sind aber auch Lasttiere die Sand, Holz, Lebensmittel und andere Dinge transportieren.
In den Straßencafes an der Mole kann man zuerst einen griechischen Kaffee genießen. Rechts und links am Hafeneingang sieht man die alten Kanonen, mit denen früher die Stadt verteidigt wurde. Daneben stehen die malerischen, längst funktionslos gewordenen Windmühlen. Mitten im Hafen steht die Kathedrale mit ihrem mit Steinornamenten versehenen Glockenturm. Sie wurde 1648 erbaut und der Maria Himmelfahrt geweiht. Früher war sie ein Nonnenkloster. Rechts daneben beginnt eine steile Gasse die nur so schmal ist, dass gerade zwei beladene Esel nebeneinander Platz haben. Die gepflasterte, enge Gasse führt in die Altstadt, nach Kaipha. Die dicht aneinander gebauten Häuser, die hohen Mauern, geben diesem Bezirk immer noch einen festungsartigen Charakter. Am Beginn der Altstadt liegt seit 1800 das Herrschaftshaus der großen Kaufmannsfamilie Lazaros Kountouriotis über dem Hafen. Die offene Marmortreppe und Säulenarkaden hinter dem Eingang strahlen eine vornehme Würde aus. In den großen Sälen können Waffen der Freiheitskämpfe, eine wertvolle Ikonensammlung und alte Möbel bewundert werden. Die Altstadt endet beim Altersheim und der ins Inselinnere führenden Strasse nach Vlychos.
Sehenswert sind auch die stattlichen Herrenhäuser der ehemaligen Admirale und Kaufmannsfamilien, die den Hafen flankieren. Es sind streng und kühl anmutende Renaissance-Palazzi wie das Boulgaris- und Tompazi-Haus.
Künstlerkolonie
Durch seine natürliche Schönheit, Architektur, besondere Atmosphäre und Charakter hat Hydra in den 50er und 60er Jahren Maler, Ästheten und Filmleute angezogen, die ihre Häuser an den felsigen Hängen gebaut und ihre zweite Heimat auf der Insel gefunden haben. So bildete sich im laufe der Zeit eine richtige Künstlerkolonie. Eine große Zahl der Maler die Hydra besuchen sind Gäste der Hochschule für bildende Künste von Athen, die im ehemaligen Herrenhaus der Familie Tombazi untergebracht werden. Aber auch berühmte Gäste wie Aristoteles Onassis, Maria Callas, Soraya, Elisabeth Taylor, Anthony Quinn, Brigitte Bardot, Henry Fonda u.a. haben die Insel besucht und in den am Meer gelegenen Tavernen gegessen.
Sehenswürdigkeiten
Ohne über antike Monumente zu verfügen, besitzt Hydra einige Sehenswürdigkeiten. Empfehlenswert ist ein Spaziergang auf der Hafenmole, wo man das ganze Treiben im Hafen beobachten kann. Von der Mole aus hinaufsteigend gelangt man zu dem Hügel der Windmühlen (Myli), wo sich die alten hydriotischen Herrenhäuser befinden und man einen grandiosen Blick über das Städtchen hat. In Kala Pigadia bezaubern malerische Hausfassaden, bunt bemalte Türen, grell bemalte Mauern in Kornblumenblau, Hellblau, Ocker und Rosa. Schließlich gelangt man an den kleinen Platz mit den zwei Brunnen die 1800 ausgehoben wurden. Mühelos gelangt man von der Mole aus nach Kanonia. Man schlendert an den am Fuße des Hügels gelegenen Läden, die zum Kauf verführen vorbei und gelangt zu einem schönen Aussichtspunkt, wo die alten Kanonen stehen. Zusammen mit denen, die sich auf der anderen Seite befinden, beschützten sie den Eingang des Hafens von Hydra. Man hat hier einen herrlichen Blick auf die Insel Dokos und die Küste des Peloponnes.
Ausflugsziele
KAMINIA
Ein breiter Pflasterweg umrundet den westlichen Kalkfelsen des Hafens. In 15 Minuten erreicht man die nächste kleine Bucht mit dem idyllischen Fischerdorf. Hier leben vor allem Fischer. Es gibt einen kleinen Kiesstrand. Ein steiniger Pfad führt den Wanderer hoch über den Steinfelsen der Nordküste entlang. Hier hat man einen tollen Blick auf die azurblaue Hydra-Enge mit Kristall klarem Wasser.
VLYCHOS
Nur 15 Minuten weiter kommt man zu dem ruhigen, abgelegenen Fischerdörfchen Vlychos Auf einem ins Meer vorstoßenden Felsblock liegt der kleine Weiler. Der schöne Kiesstrand lädt zum Schwimmen ein. Es gibt auch ausgezeichnete Tavernen die zu einer Rast einladen.
MANDRAKI
Die 2,5 km östlich von Hydra-Stadt gelegene Bucht zieht viele Besucher an. Man spaziert auf einer Asphaltpiste an den Sommerhäusern wohlhabender Griechen vorbei. Hier liegt die alte Schiffswerft, wo Schiffe und Kaikis gebaut wurden. Zwischen felsigen Bergen kann man hier Sonne tanken und am öffentlichen Strand baden. Kleine Fährboote fahren auch wieder zurück nach Hydra-Stadt.
KLOSTER ELIAS UND AGIA EFPRAXIA
Man mietet am besten einen der freundlichen Vierbeiner, die mit ihren Eselstreibern auf der Mole warten. Man kann in ungefähr einer halben Stunde auf Eselrücken zu den Klöstern gelangen. Das eine Kloster für Klosterbrüder ist dem Phropheten Elias geweiht, das andere für Nonnen der Heiligen Eupraxie (Wohltätigkeit). Von den Klöstern hat man eine traumhafte Aussicht auf die Insel Dokos und die Peloponneshalbinsel.
KLOSTER AGIA MATRONA UND AGIAS TRIADOS
In einer Dreiviertelstunde erreicht man zu Fuß das Frauenkloster Kloster Agia Matrona, das über der Bucht von Mandraki liegt. Die Kirche entstand 1865 in dem für die Insel typischen Baustil. Zwanzig Minuten östlich davon liegt das Männerkloster Agias Triados mit einer wunderschönen, malerischen Umgebung.
INSELRUNDFAHRT UND NACHBARINSELN
Im Hafen von Hydra warten Kaikies auf Besucher, die eine kleine Seefahrt zu den Badebuchten und um die Insel anbieten.
Man hat auch die Möglichkeit die benachbarten Inseln zu besichtigen. Besonders zu empfehlen ist ein Besuch auf der Insel Spetses, die am weitesten von Athen gelegene Insel des Saronischen Golfes. Spetses ist reich an Naturschönheiten. Die Insel ist im Gegensatz zu Hydra ungewöhnlich Waldreich. An der Küste der Peloponnes Halbinsel liegt die Kreisstadt Ermioni, die an der Stelle des antiken Hermione liegt und von den Goten im 4. Jahrhundert n. Chr. verwüstet wurde.
In wenigen Sekunden ist die Sonne am Abend verschwunden auf der Autofreien Insel. Die Esel ziehen wieder heimwärts. Die meisten Touristen fahren zurück nach Piräus. Es wird wieder stiller auf der alten Seefahrerinsel die ihren besonderen Charme bis heute erhalten hat.
